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    TAE · angelegt
     

    Sehr geehrter Herr Lieber,

    ich halte von ihrem Vorschlag nicht viel. Zu meinen Gründen:

    Punkt 1 Definition "Hoster" Jeder mit dem Internet verbundene Rechner ist in der Lage, Speicherplatz anzubieten. Das trifft Mobiltelefone genauso wie das Rechenzentrum von RapidShare. Somit müssten auch Sie gezwungen werden, Daten zu speichern.

    Punkt 2 Ihr Verständnis von IP-Adressen Der Irrglaube, man könne eine IP-Adresse eindeutig einem Menschen zuordnen, existiert wohl noch. IP-Adressen sind so etwas wie Kennzeichen an Fahrzeugen wie Bussen. Der Fahrzeughalter haftet aber nicht für das, was Fahrer oder Beifahrer machen. (Was MarkusDrenger unterschlägt: Der Fahrzeughalter haftet für den ordnungsgemäßen Betrieb des Fahrzeuges, gleichgültig, wer damit fährt (§ 31 StVG), der Fahrzeughalter haftet für Falschparken (§ 25a Absatz 1 StVG).)

    Punkt 3 Begriffserklärung Vorratsdatenspeicherung Bei der Vorratsdatenspeicherung ging es darum, sämtliche Verkehrsdaten aller Bürger zu protokollieren. Das damit eine vollständige Überwachung aller Bürger eingeführt wird, scheint leider noch nicht bei allen angekommen zu sein. Hier kann ich Ihnen nur das Bewegungsprofil des Bundestagsabgeordneten Malte Spitz empfehlen: http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten Die Vorratsdaten sollten übrigens nur für schwere Verbrechen (Terrorismus etc) herangezogen werden und nicht für ein so kleines Rechtsgut wie Urheberrecht.

    Begriffserklärung Websperren Bei Websperren geht es darum, dass die Regierung oder sonstiges Gremium entscheidet, was Bürger zu sehen bekommen und was nicht. Diese Art der Zensur kennen wir aus Tunesien, China, Iran und Ägypten.

    Punkt 4 Anonymität Es ist für die Menschen auf dieser Welt essentiell, sich anonym Informationen im Internet zu besorgen. Es gibt diverse Anonymisierungsdienste und Dienste, die staatliche Zensur unterwandern. Viele Nutzer in der freien Welt stellen Teile ihrer Bandbreite zur Verfügung, um anonymes Surfen zu ermöglichen, auch die US Regierung betreibt und fördert diese Dienste, da diese vielfältige Zwecke erfüllen.

    So ermöglichen Dienste wie das TOR-Netzwerk Nutzern aus China Seiten wie amnestyinternational aufzurufen oder Menschen aus Tunesien, Bilder und Videos ihrer Demonstrationen zu verbreiten. Auch staatliche Dienste greifen gerne auf Anonymisierungsdienste zurück, damit sie nicht mit ihren offiziellen IP-Adressen im Netz surfen. Da gab es ja mal so Zwischenfälle vom BND und der Wikipedia.

    Aber Anonymität bekommt noch in einem ganz anderen Kontext Brisanz: Durch fehlende Anonymität erstellen große Unternehmen Nutzerprofile und blenden abhängig davon Informationen ein oder aus. Hier sorgen Algorithmen dafür, dass nur zu ihrem Profil relevante Informationen angezeigt werden. Hier läuft man Gefahr, innerhalb des eigenen Profils gefangen zu sein, da es immer schwieriger wird, Informationen zu finden, die nicht für das eigene Profil maßgeschneidert wurden. Hier möchte ich Ihnen den folgenden Vortrag empfehlen: http://blog.ted.com/2011/05/02/beware-online-filter-bubbles-eli-pariser-on-ted-com/

    Punkt 5 Urheberrecht Man steht vor der Wahl, entweder jede private Kommunikation zu überwachen nach Urheberrechtsverletzungen zu fahnden oder private Kommunikation privat zu lassen.

    Die Abwägung der beiden Rechtsgüter geht für mich zu Lasten des Urheberrechts aus.

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    MarkusDrenger · angelegt
     

    Sehr geehrter Herr Lieber,

    ich halte von ihrem Vorschlag nicht viel. Zu meinen Gründen:

    Punkt 1 Definition "Hoster" Jeder mit dem Internet verbundene Rechner ist in der Lage, Speicherplatz anzubieten. Das trifft Mobiltelefone genauso wie das Rechenzentrum von RapidShare. Somit müssten auch Sie gezwungen werden, Daten zu speichern.

    Punkt 2 Ihr Verständnis von IP-Adressen Der Irrglaube, man könne eine IP-Adresse eindeutig einem Menschen zuordnen, existiert wohl noch. IP-Adressen sind so etwas wie Kennzeichen an Fahrzeugen wie Bussen. Der Fahrzeughalter haftet aber nicht für das, was Fahrer oder Beifahrer machen.

    Punkt 3 Begriffserklärung Vorratsdatenspeicherung Bei der Vorratsdatenspeicherung ging es darum, sämtliche Verkehrsdaten aller Bürger zu protokollieren. Das damit eine vollständige Überwachung aller Bürger eingeführt wird, scheint leider noch nicht bei allen angekommen zu sein. Hier kann ich Ihnen nur das Bewegungsprofil des Bundestagsabgeordneten Malte Spitz empfehlen: http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten Die Vorratsdaten sollten übrigens nur für schwere Verbrechen (Terrorismus etc) herangezogen werden und nicht für ein so kleines Rechtsgut wie Urheberrecht.

    Begriffserklärung Websperren Bei Websperren geht es darum, dass die Regierung oder sonstiges Gremium entscheidet, was Bürger zu sehen bekommen und was nicht. Diese Art der Zensur kennen wir aus Tunesien, China, Iran und Ägypten.

    Punkt 4 Anonymität Es ist für die Menschen auf dieser Welt essentiell, sich anonym Informationen im Internet zu besorgen. Es gibt diverse Anonymisierungsdienste und Dienste, die staatliche Zensur unterwandern. Viele Nutzer in der freien Welt stellen Teile ihrer Bandbreite zur Verfügung, um anonymes Surfen zu ermöglichen, auch die US Regierung betreibt und fördert diese Dienste, da diese vielfältige Zwecke erfüllen.

    So ermöglichen Dienste wie das TOR-Netzwerk Nutzern aus China Seiten wie amnestyinternational aufzurufen oder Menschen aus Tunesien, Bilder und Videos ihrer Demonstrationen zu verbreiten. Auch staatliche Dienste greifen gerne auf Anonymisierungsdienste zurück, damit sie nicht mit ihren offiziellen IP-Adressen im Netz surfen. Da gab es ja mal so Zwischenfälle vom BND und der Wikipedia.

    Aber Anonymität bekommt noch in einem ganz anderen Kontext Brisanz: Durch fehlende Anonymität erstellen große Unternehmen Nutzerprofile und blenden abhängig davon Informationen ein oder aus. Hier sorgen Algorithmen dafür, dass nur zu ihrem Profil relevante Informationen angezeigt werden. Hier läuft man Gefahr, innerhalb des eigenen Profils gefangen zu sein, da es immer schwieriger wird, Informationen zu finden, die nicht für das eigene Profil maßgeschneidert wurden. Hier möchte ich Ihnen den folgenden Vortrag empfehlen: http://blog.ted.com/2011/05/02/beware-online-filter-bubbles-eli-pariser-on-ted-com/

    Punkt 5 Urheberrecht Man steht vor der Wahl, entweder jede private Kommunikation zu überwachen nach Urheberrechtsverletzungen zu fahnden oder private Kommunikation privat zu lassen.

    Die Abwägung der beiden Rechtsgüter geht für mich zu Lasten des Urheberrechts aus.