Ich bin für kürzere Schutzrechte, aus folgenden Gründen:
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Künstler produzieren Kunst, egal ob es ein Urheberrecht gibt oder nicht. Sie müssen tätig werden, das Kunstwerk will heraus und muss geschaffen werden. Kunst wird nicht besser oder schlechter, wenn man sie finanziell entschädigt; nur selten bessern sich dadurch die Lebensumstände des Künstlers.
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Von einigen, wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Künstler gar nicht scharf auf Geld (und die ganzen Probleme, die es mit sich bringt). Zudem zeigt die Praxis, dass von allen Künstlern nur eine Handvoll von ihrer Arbeit direkt leben können. Die meisten Schriftsteller haben einen Beruf und schreiben nebenbei. Nur ganz wenige werden davon reich. Daher ist die aktuelle Gesetzeslage für Künstler eher von Nachteil und eine Verschärfung bietet keine erkennbare Verbesserung der Situation.
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Ein restriktives Copyright führt zu weniger Büchern und zu schlechterer Bezahlung der Autoren (siehe etwa http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33092/1.html). Auch die Geschichte des Copyright zeigt deutlich, dass es nie um die Rechte und den Schutz der Künstler ging (auch wenn das immer behauptet wurde). Beispiel: http://falkvinge.net/2011/02/01/history-of-copyright-part-1-black-death/ (English)
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Wenn man die Schutzzeiten verkürzt, dann zwingt man die Verlage und andere "Parasiten" des Systems für mehr Kunst zu sorgen. Wenn man die Zeiten verlängert, dann setzen sie sich auf die Kunst drauf, ziehen Zäune und lassen Soldaten patrouillieren, um ihr "Eigentum" zu verteidigen. Das ist für niemand ein Vorteil, auch wenn anders argumentiert wird.
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Bibliotheken und die Allgemeinheit leiden unter langen Schutzzeiten (wie im Artikel oben beschrieben).
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Man kann niemanden zwingen Geld für Kunst auszugeben. Aber Rechteverwerter behaupten, es sei ihr Recht, nein, ihre Pflicht die Menschen zum Konsum zu zwingen.
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Längere Schutzrechte schützen nicht vor Ausbeutung, im Gegenteil. Bei einer kurzen Schutzzeit kann ein Künstler seine entführten Werke noch zu Lebzeiten wieder verwerten. Bei einer langen Schutzzeit kann ein Konzern mit seinen Anwälten einen Künstler am ausgestreckten Arm verhungern lassen.
Und selbst wenn es eine Zusammenarbeit gibt, dann muss ein Künstler für die Verwertung einen Konzern beauftragen, d.h. da gibt es einen 10-seitigen Vertrag unterschreiben. In dem er alle Rechte für jede Art von Verwertung an den Konzern abtreten muss. Und der ist von den Anwälten des Konzern sorgfältig über Jahrzehnte entwickelt worden, während kaum ein Künstler es sich die Mühe machen will, das Wort für Wort zu verstehen. Oder das Geld hat, einen eigenen Anwalt mit der Prüfung zu beauftragen. Was nichts nützen würde: Der Konzern stellt sich einfach auf den Standpunkt, dass alle den gleichen Vertrag bekommen. Welche Wahl hat der Künstler dann? Ein anderer Konzern? Das gleiche in Grün.
Beispiel: Ich bin Schriftsteller. Ich persönlich möchte meine Zeit damit verbringen meine Geschichten zu schreiben und nicht elende Vertragsverhandlungen mit einem Verlag führen. Einem Verlag, dessen Sorgen sich im Moment nicht um mich drehen, sondern wie man die Leser am besten ausquetschen kann. <sarkasmus>Es ist ja nicht so, dass man das Internet verschlafen hätte, aber dass Leute ihre Bücher selbst digitalisieren, das geht ja nun nicht. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder machen würde, was er will - statt nur wir.</sarkasmus>
Zusammenfassung: Aus meiner persönlichen Sicht sind diese ganzen Gesetze und Vorschriften nur dazu da, um die bestehenden, altertümlichen Strukturen zu zementieren, die Künstler weiter ungestraft ausbeuten zu können und der Allgemeinheit möglichst viel Geld abzupressen: Als Buch, Film, Hörbuch, dann nochmal für ein Bibliotheksexemplar und pro Seite, wenn ein Lehrer Auszüge für den Unterricht kopiert. Am besten mehrmals für das gleiche Werk. Und wenn es geht pro Wort.
Um die eigene Gier zu vertuschen wird dann von "Wir tun alles nur für den armen Künstler" geredet - nur könnte der Künstler jetzt schon reich sein, wenn man ihm mehr als 4% vom Kaufpreis überlassen würde. Oder wenn die GEMA keine Gebühren für die Aufführung der eigenen(!) Stücke verlangen würde, die höher als die anteilige Ausschüttung ist (Übersetzung: Je öfter man seine eigenen Werke aufführt, desto ärmer wird man).
Leider reden wir hier von einer Industrie, die jedes Jahr Milliarden umsetzt. Da frage ich mich doch, wie es sein kann, dass da irgendeine beteiligte Person arm bleibt? Bei so viel Geld muss doch etwas hängen bleiben - aber halt nicht bei den Künstlern.
Aber bei so viel Geld ist natürlich ein enormer Druck da, nichts zu ändern oder wenigstens die Profite von einigen wenigen weiter zu steigern.
Mein Vorschlag für eine neue Regelung:
- Bei allen Werken muss der/die ursprüngliche Urheber genannt werden
- Ein Recht auf die kommerzielle Auswertung von Kunstwerken besteht über einen Zeitraum von 20 Jahren. Danach wird jedes Kunstwerk Allgemeingut und kann frei verwendet werden.
- Bei Tod fallen die Rechte an die Allgemeinheit.
20 Jahre (= 1 Generation) sind viel Zeit, um noch mehr Kunstwerke zu erschaffen, von denen man dann leben kann - weil die Verwerter sich um jeden Künstler reissen werden.
Und warum Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel wirtschaftlich an einem Werk beteiligt werden sollen ist mir nicht so klar. Was haben die geleistet, ausser geboren zu werden? Hatten wir nicht die Erbmonarchie abgeschafft? Und sie erben ja das Geld, was der Künstler verdient hat. Wenn er also ordentlich verdienen könnte, dann ist die Regelung unnötig.
Jetzt gibt es noch das Problem mit dem EU Recht. Aber auch EU Recht ist nicht gottgegeben. Daher wäre mein Wunsch an die Bundesregierung diese Regelung EU-weit durchzusetzen.