Online-Piraterie-Beschwerdesystem für Rechteinhaber
Die Online-Schande
Es ist eine ganze Branche entstanden, die nichts weiter macht, als Musik, Filme, Software etc. kostenlos zugängig zu machen. Verdient wird hierbei mit Premium Accounts (schnellerer Download) und Werbung. Dies lohnt sich nur, weil es ein Massenmarkt mit hunderten Millionen von Nutzern ist.
Dieser Zustand ist nicht nur finanziell, sondern auch persönlich unerträglich. Die Provider von illegalen Downloads stellen sich nach außen teils in perfidester Weise in Ihren Disclaimern (zB. http://www.slsknet.org/rules.html) als Wahrer des Urheberrechts und teils als Robin Hood der Usergemeinde dar. Bei den Nutzern genießen sie tatsächlich hohes Ansehen. Die Psychologie der Nutzer sieht es bereits als selbstverständlichen Anspruch, das Musik kostenlos sein muss, ungefähr so, wie bei einem verwöhnten Kind, das sich fußstampfend aufregt, wenn es nach Jahren dann einmal seinen Teller selbst in die Küche bringen soll. So ist es mir ergangen, als ich mir erlaubt habe, einen unserer Songs mit künstlichen Unterbrechungen alle 30 Sekunden auf Youtube einzustellen. Empörung schlug mir entgegen, was mir denn einfiele, meine Musik nicht kostenlos zu jedermanns freier Verfügung zu stellen.
Wer verdient?
- Filehosting Anbieter (Rapidshare etc)
- Deren hochladende Mitglieder (bis zu 25% der Einnahmen) und andere Werbepartner
- Blogger / Youtuber (entweder monetär oder auch nur ideell durch das Schulterklopfen der Konsumenten)
- Anbieter von Ripping-Diensten (zb mp3ify.com)
- ISPs (T-Online etc) Der Konsum von Musik und Filmen ist für viele Menschen Freizeitbeschäftigung Nummer 1. Das Internet bietet Zugang dazu, auch illegal.
- UGC (User Generated Content) Websites wie Youtube. Diese verdienen durch Werbung.
- Anti-Piracy Dienste
Wo bleibt die Politik?
Urheber, und besonders die Musikschaffenden, müssen sich im Internet völlig von der Politik allein gelassen vorkommen. Es mag ja sein, daß Arbeitslosigkeit und Atomkraft wichtigere Themen sind, aber die Lösung des Problems Online-Piraterie wäre auch überhaupt nicht mit hohem Aufwand verbunden. Jedenfalls ist es mir völlig unverständlich, wie die Politik das bekannte Problem seit 15 Jahren ignoriert. Eine Mögliche Erklärung wäre, daß man als Politiker mit Schlagworten wie Meinungsfreiheit und Datenschutz beim Wähler mehr Punkte sammelt als mit Regulierung und Zensur, auch wenn alle diese Begriffe bei NÜCHTERNER Betrachtung kaum auf Online-Piraterie anwendbar sind. Was hat das illegale Herunterladen von Filmen mit Meinungsfreiheit zu tun??? Auch die Medien führen sich gerne als Anwälte der Verbraucher (=Ihres Publikums) auf: http://www.gamestar.de/hardware/news/vermischtes/2323232/protect_ip_gesetz.html
Hier wird ein US-Gesetz zur Sanktionierung Urheberrechtsverletzender Websites mit ZENSUR tituliert. Was das kostenlose herunterladen von Filmen und Musik mit Redefreiheit zu tun hat wir dort jedoch nicht erklärt. Man darf nicht vergessen: Die Betreiber von Piraten-Websites tun dies derzeit völlig ungehindert (und ungeniert). Ein Grundrecht (Meinungsfreiheit) darf nicht zu 100% auf Losten eines andern (Eigentum) gehen. Justitia's Waage ist also derzeit nicht in der Mitte, sondern ganz auf Seite der Piraten.
Fallbeispiel zur Dimension von Piraterie
Eines unserer "erfolgreichsten" Alben hat sich innert 1 Jahres als CD 300 und als Download ca. 75 mal verkauft. Im gleichen Zeitraum haben wir ca. ebenfalls 75 Kopien dieses Album aus Filehosting-Diensten löschen lassen. Nur EINE EINZIGE dieser Kopien (http://sharebee.com/63c1c5ec ) hatte bislang bereits über 4700 Zugriffe!!! Auf einer P2P Tauschbörse haben wir außerdem rund 400 Kopien entfernen lassen - wie oft jede Kopie heruntergeladen wurde ist nicht zu ermitteln. Ebenfalls haben wir einige Titel auf Youtube löschen lassen. Unsere eigenen Videoclips bleiben aber über sogennante Ripper-Dienste zum Download verfügbar. Zahlen zu solchen Downloads sind nicht vorhanden.
Selbst bei vorsichtigen Schätzungen stehen somit weniger als 400 verkauften Einheiten zehn- wenn nicht hunderttausende illegalen Kopien gegenüber. Wenn man davon ausgeht, daß auch nur 1% dieser Downloader das Album ansonsten gekaut hätten, würden sich unsere Verkäufe leicht verdoppeln.
Zum Vorschlag:
DMCA nicht ausreichend
Beim amerikanischen DMCA Verfahren können Rechteinhaber durch eine Beschwerde bei einem Provider illegale Inhalte sperren lassen. Dies ist zwar besser als nichts, verhindert aber nicht weitere Rechtsverletzungen. Selbst als kleines Label mit derzeit erst ca. 30 Veröffentlichungen wäre es ein Fulltime Job, das Netz nach immer wieder neuen Raubkopien zu durchsuchen und diese sperren zu lassen. Analog wäre es in der realen Welt so, als wenn erwischte Diebe lediglich Ihre Beute zurückgeben müßten, dann aber laufen gelassen würden!
Was daher benötigt wird ist ein
Sperrverfahren
Wer Daten über Hosting-Plattformen verbreitet möchte, sollte sich dazu eindeutig identifizierbar per PostIdent, E-Perso oder ähnlich sicheren Verfahren beim jeweiligen Betreiber registrieren müssen, um eine effektive Strafverfolgung zu ermöglichen.
DNS-Einträge und IP-Adressen unkooperativer Anbieter müssten zudem wenigstens auf nationaler, besser auf EU oder multinationaler Ebene gesperrt werden. Angestoßen muss ein solcher Vorgang durch die Beschwerde eines Rechteinhabers werden. Dieser versichert dabei an Eides statt, das seine Beschwerde rechtens ist. So funktioniert zum Beispiel das sogenannte VeRi Programm bei Ebay (http://pages.ebay.de/vero/) Auf diese Weise muß die Sache inhaltlich nicht überprüft werden und muss vor allen nicht durch ein Gerichtsverfahren, daß sich a) viele Rechteinhaber nicht leisten können b) meißt viel zu lange dauert und c) nur den Rechtsapparat behindert. Der neue US Gesetzentwurf "Protect IP", welcher soeben eine weitere Hürde genommen hat, stellt grob obigen Vorschlag dar, jedoch ist hierfür ein Gerichtsbeschluss nötig.
Auf internationaler Ebene sollte es einen Vertrag geben, den möglichst viele Länder ratifizieren. Staaten, die sich NICHT bereit erklären, Piratenwebsites zu sperren, sollten auf Basis ihrer Landes-TLD (zB. ".ru" für Russland) komplett für die Mitgliedstaaten gesperrt werden. Ein Nichtbeitritt käme somit einer Selbsterklärung als Online-Schurkenstaat gleich.
Damit würden einige Platformen und Geschäftsmodelle zumindest in der heutigen Form verschwinden:
- Filehoster (zB Rapishare)
- Usenet-Provider (zB Usenext)
- Video-Platformen (zB Youtube, ja richtig gelesen!)
So einfach könnte es sein. In China werden genau so politisch unliebsame Seiten gesperrt. Wenden wir diese Technik rechtsstaatlich und sinnvoll an!
Mit freundlichen Grüßen,
Marcus Gabler. (http://www.vertical.fm)
Mat11001
Eine DNS-Sperre allein reicht nicht aus, da diese durch die Nutzung eines alternativen DNS-Servers kinderleicht umgangen werden kann. Wenn dann müsste auf DNS- und IP-Ebene gleichzeitig gesperrt werden. Was die praktische Umsetzung betrifft ist der amerikanische "Protect IP Act" da leider kein gutes Vorbild.
Zudem reicht die Sperrung "unkooperativer" Webseiten allein nicht aus, denn es stellt sich hierbei die Frage wie "legale" Angebote reguliert werden sollen. Oder wollen sie ernsthaft den Dienst RapidShare gleich komplett sperren lassen, weil dort irgendwann ein Lied illegal eingestellt wurde?
Meiner Meinung nach muss es daher neben Websperren gegen "unkooperativer" Dienste eine verpflichtende Vorratsdatenspeicherung für "kooperative" Dienste geben, um im Falle von Rechtsverletzungen die Anonymität der Downloader, mit der diese Dienste werben, aufzuheben.
Ich habe hierzu mal einen entsprechenden Vorschlag eingereicht: https://urheberrecht.enquetebeteiligung.de/proposal/740-Vorratsdatenspeicherung_f%FCr_Hoster_und_A.html