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Verpflichtende Beteiligung der Hoster und Provider an der Verfolgung von illegalem content!


Mayor-Labels und große Künstler können die Einbußen von illegalen downloads mit Komplementärgütern oder Werbekooperationen kompensieren – wir als Indie-Label leider nicht! Wir brauchen noch den Ertrag aus den Musikverkäufen, um unbekannte Künstler aufzubauen und damit die kulturelle Vielfalt der Musiklandschaft zu sichern – das ist der entscheidende Unterschied! Neben dem zusätzlichen Zeitaufwand zur Verfolgung und Löschung von illegalem content sind es auch die finanziellen Verluste die eine Labelarbeit heutzutage nahezu unmöglich machen! Ohne kleine Labels, die mit viel Enthusiasmus Aufbauarbeit leisten, bliebe dem Künstler nur eine Selbstvermarktung. In Einzelfällen kann das funktionieren, bedeutet aber neben der kreativen Seite eine weitere Belastung und ist somit keine zufriedenstellende Lösung und letztendlich steht der Künstler ja vor derselben Problematik!

Bei genauerer Betrachtung der Kette von illegalen Downloads zeigt sich eine Verflechtung von Abhängigkeiten und Interessen, die erklärt warum dem so schwer Herr zu werden ist und wer dort alles mitverdient:

Die Uploader: Es handelt sich um kleine Gruppen von Leuten, vermutlich Schüler oder auch andere Leute mit viel Zeit und einem Breitband Internetanschluß. Diese Gruppe bezeichnet sich in der Selbstdarstellung gerne als „Schützer der Musik“ und lädt mit dieser Legitimation wahllosen content (Musik, Videos, etc.) auf One-Klick Hoster um sie dann als Link in Foren posten. In Wirklichkeit geht es diesen Personen aber nicht um die Liebe zur Musik, sondern sie verdienen an den Werbeeinnahmen der Hoster, welche ihre „Premium“ Kunden an den Einnahmen beteiligen (Beispiel Megaupload = 20%). Schaut man sich die Accounts an, dann wird einem auch etwa das Ausmaß deutlich, denn dort sind nicht selten 20 - 30.000 Uploads zu verzeichnen.

Die Hoster: Es sind kommerzielle Firmen die Portalen wie Megaupload, rapidshare etc. betreiben und gerne mit Slogans wie „Anonym und schnell“ werben, ganz sicher werden hier keine Kochrezepte ausgetauscht! Die Betreiber verstecken sich selbst sehr gut mit "Services" wie WHOIS Privacy Service und daher sind die Verantwortlichen schwer auszumachen. Dabei sitzen diese nicht unbedingt irgendwo in fernen Ländern, sondern auch in benachbarten EU-Staaten wie den Niederlanden oder Schweden. Aber selbst diese Entfernung reicht schon aus um einer Verfolgung zu entgehen. Eine Anfrage bei der zuständigen Polizeistelle für Internetkriminalität offenbart das Problem: Zunächst muss eine Anzeige vorliegen, dann müssen die Beamten um Amtshilfe beim Nachbarstaat bitten, welche aber nur Fälle mit "großer Bedeutung" bearbeiten, es müßte also zuerst nachgewiesen werden dass dort wirklich ein großer Schaden entsteht. Das heißt zunächst müssen erst mal tausend Alben illegal heruntergeladen werden bevor man den Provider zwingt den Content vom Netz zu nehmen – paradox!!!

Der Kreis schließt sich: Eine Verfolgung selbst massiver Urheberrechtsverletzung findet seitens der Hoster nicht statt! So werden Uploader nicht entfernt sondern dürfen weiterhin illegal content hochladen – ist ja auch klar, denn immerhin ist es dieser content, der lockt und damit Werbeeinnahmen generiert. Mit einer Verfolgung würde man sich also quasi selbst den Geldhahn zudrehen! Sollte sich doch ein Urheber melden, so kann er mit einer DMCA Notice die Löschung beantragen, allerdings haben die Portale keine Suchfunktion und oftmals sind die Dateien mit kryptischen Namen versehen. Entsprechend muss man erst einmal den Link finden um die Datei identifizieren zu können – ein mühseliger Prozess!

Ein Beispiel aus unserer täglichen Arbeit: Bei einer unserer letzten Veröffentlichung waren bereits zwei Tage noch VÖ-Datum etwa 80 illegale downloads auf Portalen wie Megaupload, rapidshare etc. zu finden - eine finanzielle Katastrophe!!! Wir haben versucht das Ausmaß einzudämmen und nächtelang DMCA Notices geschrieben, leider mit mäßigem Erfolg da immer neue Dateien auftauchten und so mussten wir mehr oder weniger zusehen wie mehrere tausend Alben illegal heruntergeladen wurden! Trotz tollen Kritiken für uns ein Totalverlust – schade für den Künstler!

Eine Sache blieb bislang ungenannt und so gibt es neben den One-klick hostern, und P2P Netzen auch noch das Usenet, welches ein Gesetz freier Raum ist! Aufgrund der verzweigten Struktur gibt es keine reale Möglichkeit illegalen content entfernen zu lassen, da dazu alle Provider die news-server betreiben angeschrieben werden müssten … das sind hunderte! Provider wie Usenet.nl (mit Sitz in Amsterdam) schaffen für einen Monatsbeitrag von 9 EUR einen unglaublich komfortablen Zugang zum Usenet und damit zu dem größten Selbstbedienungsladen im Netz!!! Der einzige Zweck des Usenets scheint dabei die illegale Verbreitung von Filmen, Musik, Software zu sein. Warum hier der Gesetzeshüter einfach tatenlos zuschaut ist mir ein Rätsel! Das Usenet braucht kein rechtschaffender Bürger! In diesem Zusammenhang muss mit der Legende aufgeräumt werden, dass illegale downloads den legalen CD Verkauf beflügeln würden – das ist NICHT der Fall! Inzwischen bietet jedes legale Online Portal eine umfassende Vorhörmöglichkeit! Befindet sich erst einmal das Album auf der Festplatte gibt es keinen Grund mehr für einen „veralteten“ Tonträger Geld auszugeben!

Als Quintessenz ist folgendes festzustellen: Die Abschaffung des Urheberrechts ist der völlig falsche Ansatz – vielmehr benötigen wir ein STARKES Urheberrecht!!! Verletzungen dieses Rechtes müssen dabei einfacher verfolgt werden können und Hoster müssen verpflichtet werden sich an der Verfolgung der Urheberrechtsverletzung zu beteiligen! Die generierten Gewinne müssen endlich dort landen wo sie hingehören und zwar zum Urheber und nicht in die Kassen dubioser Internetfirmen oder selbsternannter Retter!

Jörg Knieschewski – caput-medusae-records


Diskussionen

  • vecom ist dagegen
    +2

    Nein! Ich bin ebenfalls Indie-Entwickler von Computerspielen, habe einige Einnahmen durch Kopien verloren und war bisher nur mässig erfolgreich. Jetzt entwickle ich ein social game bei dem die Kunden für einzelne Gegenstände bezahlen, im Grunde nur ein paar Bits auf MEINEM Server. Dabei ist mir eines klar geworden: niemand zwingt mich dazu, das "klassische Geschäftsmodell" (Direktverkauf) zu verwenden. Diese Modell hat überhaupt erst funktioniert, WEIL es das Urheberrecht gibt. Ich vermute, dass es langfristig nur mehr "software as a service" oder "crowd funded software" geben wird, egal ob das den Kunden dann besser gefällt. Wenn sie für Musik kein funktionierendes Geschäftsmodell finden: machen Sie ganz einfach keine Musik! Mir macht Radfahren auch Spaß, natürlich würde ich mich freuen, wenn mir ein künstlicher Schutz dafür Monetarisierungsmöglichkeiten eröffnet. Immerhin erzeug' ich ja Wärme, die dann jeder frei benutzen kann?!

    • Und wenn wir schon vom kleinen Unternehmer sprechen. Stellen Sie sich vor wieviel Aufwand und Hindernisse das für Startups darstellt. Ich denke diese haben ebenfalls andere Probleme, als sich um das Schindluder ihrer Kunden zu kümmern, sondern wollen zuerst mal ihren Service vorantreiben. Mit der Post kann ich auch Drogen versenden.

  • ThomasR ist dagegen
    +1

    Portale wie RapidShare haben keine Suchfunktion, weil es sich streng genommen bei jedem Upload um eine Erweiterung der eigenen Festplatte bzw. des eigenen (auch legalen!) Netzwerkes handelt. Und weil dem so ist, haben auch Fremde (in der Sache: Leute die meinen 'Direct Download Link' nicht kennen, aber auch die Betreiber/Hoster selbst) diese Daten auch nicht zu finden. Da es sich streng genommen um eine Erweiterung meiner Festplatte oder meines Netzwerkes handelt ist der Upload von Urheberrechtlich geschützten Werken auch nicht illegal (weil der Tatbestand der illegalen Verbreitung fehlt). Dafür muss erst der Download Link veröffentlicht werden. Eine Suchfunktion ist daher nicht sinnvoll, da sie zwangsläufig auch die nicht veröffentlichten Links entfernen würde, die Anonymität der Uploader/Uploads beseitigt (weil eine Suchfunktion zwangsläufig eine Strukturierung der Daten zur Folge hätte) und damit diese Art Services obsolet werden lässt.

    Diese Services (ich beziehe mich hier nur auf Rapidshare.com) sind im Grunde neutral. Die Uploader, die Links zu geschützten Werken veröffentlichen, sind das 'Problem' (wenn Sie es so nennen wollen).

    Ansonsten möchte ich Mat11001 zustimmen, wenn er sagt, dass konkrete Handlungsvorschläge fehlen.

    • Eine Haftung für Links ist höchst problematisch. Woher soll man den wissen, was sich hinter einer URL verbirgt? Das kann sich jederzeit ändern.

      Wenn Sie einfach Ihre Festplatte freigeben würden, dann könnte man besser als mittels RapidShare erkennen woher die Daten kommen.

  • Mat11001 ist dafür
    +1

    Was sie schreiben ist alles korrekt und richtig. Allerdings sehe ich außer einem unspezifischen "Da müsste man mal was machen." keinen konkreten Handlungsvorschlag.

    Meines Erachtens nach kann die Vorherrschaft dieser Dienstleister, die mit der Anonymität der Downloader werben, nur gebrochen werden, wenn diese zu einer Vorratsdatenspeicherung samt Herausgabe der Daten auf richterlichen Beschluss verpflichtet werden. Ich habe dahingehend einen entsprechenden Vorschlag hier bei Adhocracy eingereicht:

    https://urheberrecht.enquetebeteiligung.de/proposal/740-Vorratsdatenspeicherung_f%FCr_Hoster_und_A.html

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