Verkürzung der Schutzdauer von Kunstwerken auf max 20 Jahre - Historie

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  • Verkürzung der Schutzdauer von Kunstwerken auf max 20 Jahre

    von digulla, angelegt

    Ich bin für kürzere Schutzrechte, aus folgenden Gründen:

    1. Künstler produzieren Kunst, egal ob es ein Urheberrecht gibt oder nicht. Sie müssen tätig werden, das Kunstwerk will heraus und muss geschaffen werden. Kunst wird nicht besser oder schlechter, wenn man sie finanziell entschädigt; Geld verbessert nur die Lebensumstände des Künstlers. Wenn er es bekommt und nicht 95% davon bei den Zwischenhändlern hängen bleibt (z.B. Bücher, wo der Autor 3-5% des Buchpreises bekommt).

    2. Von einigen, wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Künstler gar nicht scharf auf Geld (und die ganzen Probleme, die es mit sich bringt). Zudem zeigt die Praxis, dass von allen Künstlern nur eine Handvoll von ihrer Arbeit direkt leben können. Die meisten Schriftsteller haben einen Beruf und schreiben nebenbei. Nur ganz wenige werden davon reich. Daher ist die aktuelle Gesetzeslage für Künstler eher von Nachteil und eine Verschärfung bietet keine erkennbare Verbesserung der Situation.

    3. Ein restriktives Copyright führt zu weniger Büchern und zu schlechterer Bezahlung der Autoren (siehe etwa Wem nutzt das Urheberrecht? Link: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33092/1.html ). [Wem nutzt das Urheberrecht?][http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33092/1.html]). Auch die Geschichte des Copyright zeigt deutlich, dass es nie um die Rechte und den Schutz der Künstler ging (auch wenn das immer behauptet wurde). Beispiel: History of Copyright Link: http://falkvinge.net/2011/02/01/history-of-copyright-part-1-black-death/ [History of Copyright][http://falkvinge.net/2011/02/01/history-of-copyright-part-1-black-death/] (English)

    4. Wenn man die Schutzzeiten verkürzt, dann zwingt man die Verlage und andere Symbionten/Parasiten des Systems für mehr Kunst zu sorgen. Wenn man die Zeiten verlängert, dann setzen sie sich auf die Kunst drauf, ziehen Zäune und lassen Soldaten patrouillieren, um ihr "Eigentum" zu verteidigen. Das ist für niemand ein Vorteil, auch wenn anders argumentiert wird: Die Konsumenten ärgern sich über den mühsamen Zugang, die Besitzer ärgern sich über jede vermeintliche Verletzung ihrer Rechte.

    5. Bibliotheken und die Allgemeinheit leiden unter langen Schutzzeiten (wie im Artikel oben beschrieben).

    6. Man kann niemanden zwingen Geld für Kunst auszugeben. Dennoch gewinnt man heute oft den Eindruck, die Rechteinhaber empfänden es als ihre Pflicht, die Konsumenten zum Konsum zu zwingen. Beispiele: Vor iTunes war es unmöglich einzelne Musikstücke zu kaufen. Selbst mit iTunes kann man manche Musik (z.B. "Twist in My Sobriety" von Tanita Tikaram) nur zusammen mit anderen Musikstücken als Album kaufen. Im Kino läuft heute vor jedem Film "Du bist ein Verbrecher".

    7. Längere Schutzrechte schützen nicht vor Ausbeutung. Bei einer kurzen Schutzzeit kann ein Künstler seine entführten Werke noch zu Lebzeiten anderweitig verwerten. Bei einer langen Schutzzeit kann ein Konzern mit seinen Anwälten einen Künstler am ausgestreckten Arm verhungern lassen.

    Selbst wenn es eine Zusammenarbeit gibt, dann muss ein Künstler für die Verwertung einen Konzern beauftragen, d.h. er muss einen 10-seitigen Vertrag unterschreiben. In dem er alle Rechte für jede Art von Verwertung an den Konzern abtreten muss. Dieser ist von den Anwälten des Konzern sorgfältig über Jahrzehnte entwickelt worden, während kaum ein Künstler sich die Mühe machen will, ihn Wort für Wort zu verstehen. Oder das Geld hat, einen eigenen Anwalt mit der Prüfung zu beauftragen. Was nichts nützen würde: Der Konzern stellt sich einfach auf den Standpunkt, dass alle den gleichen Vertrag bekommen. Welche Wahl hat der Künstler dann? Ein anderer Konzern? Das gleiche in Grün.

    Beispiel: Ich bin Schriftsteller. Ich persönlich möchte meine Zeit damit verbringen meine Geschichten zu schreiben und nicht elende Vertragsverhandlungen mit einem Verlag führen. Einem Verlag, dessen Sorgen sich im Moment nicht um mich drehen, sondern wie man die Leser am besten ausquetschen kann.

    Es ist ja nicht so, dass die Industrie das Internet verschlafen hätte. Man ist aber gelähmt vor Angst. Ein Bedarf ist da: Die Leute digitalisieren ihre Bücher selbst (was sehr zeitaufwendig ist und in keinem Fall wirtschaftlich). Dennoch haben die Verlage mehr Angst vor dem Verlust der Kontrolle über ihr "Eigentum" als den Chancen einen Markt auszuloten, wo es keine vergriffenen Bücher mehr geben kann.

    Das wird Positiv dargestellt. Gleichzeitig erleben wir, dass niemand in Staaten mit zu viel Kontrolle (z.B. Diktaturen) leben will.

    Zusammenfassung: Aus meiner persönlichen Sicht sind diese ganzen Gesetze und Vorschriften nur dazu da, um die bestehenden, altertümlichen Strukturen zu zementieren, die Künstler weiter ungestraft ausbeuten zu können, und der Allgemeinheit möglichst viel Geld abzupressen: Als Buch, Film, Hörbuch, dann nochmal für ein Bibliotheksexemplar und pro Seite, wenn ein Lehrer Auszüge für den Unterricht kopiert. Am besten mehrmals für das gleiche Werk. Und wenn es geht pro Wort. Wenn man könnte, würde man die Kinobesucher den Film sofort vergessen lassen, wenn der Abspann vorbei ist.

    Um die eigene Gier zu vertuschen wird dann von "Wir tun alles nur für den armen Künstler" geredet - nur könnte der Künstler jetzt schon reich sein, wenn man ihm mehr als 4% vom Kaufpreis überlassen würde. Oder wenn die GEMA keine Gebühren für die Aufführung der eigenen(!) Stücke verlangen würde, die höher als die anteilige Ausschüttung ist (Übersetzung: Je öfter man seine eigenen Werke aufführt, desto ärmer wird man).

    Leider reden wir hier von einer Industrie, die jedes Jahr Milliarden umsetzt. Da frage ich mich doch, wie es sein kann, dass da irgendeine beteiligte Person arm bleibt? Bei so viel Geld muss doch etwas hängen bleiben - aber halt nicht bei den Künstlern.

    So viel Geld übt natürlich einen starken Druck aus, nichts zu ändern oder wenigstens die Profite von einigen wenigen weiter zu steigern.

    Mein Vorschlag für eine neue Regelung:

    1. Bei allen Werken muss der/die ursprüngliche Urheber genannt werden
    2. Ein Recht auf die kommerzielle Auswertung von Kunstwerken besteht über einen Zeitraum von 20 Jahren. Danach wird jedes Kunstwerk Allgemeingut und kann von jedermann frei verwendet werden.
    3. Bei Tod fallen die Rechte an die Allgemeinheit.

    20 Jahre (= 1 Generation) sind viel Zeit, um noch mehr Kunstwerke zu erschaffen, von denen man dann leben kann - weil die Verwerter sich um jeden Künstler reissen werden.

    Warum sollten Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel wirtschaftlich an einem Werk beteiligt werden? Was haben diese geleistet, ausser geboren zu werden? Wäre das nicht wie eine Erbmonarchie? Und sie erben ja das Geld, was der Künstler verdient hat. Wenn er also zu Lebzeiten ordentlich verdienen könnte, dann ist die Regelung unnötig.

    Das Gegenargument "Wir können nicht, weil die anderen es nicht tun" kann ich nicht gelten lassen. Wie man in der Vergangenheit gesehen hat, profitieren alle von einem liberaleren Copyright (= einige wenige nicht mehr so stark wie jetzt). Daher wäre es wirtschaftlich möglich und sinnvoll, dieses System erst einmal nur in Deutschland anzuführen. Wenn es wirklich so viel besser ist, wird es sich durchsetzen. Kein Gesetz der Welt kann die Evolution (lange) aufhalten.

    Jetzt gibt es noch das Problem mit dem EU Recht. Aber auch EU Recht ist nicht gottgegeben. Daher wäre mein Wunsch an die Bundesregierung diese Regelung EU-weit durchzusetzen.

  • Verkürzung der Schutzdauer von Kunstwerken auf max 20 Jahre

    von digulla, angelegt

    Ich bin für kürzere Schutzrechte, aus folgenden Gründen:

    1. Künstler produzieren Kunst, egal ob es ein Urheberrecht gibt oder nicht. Sie müssen tätig werden, das Kunstwerk will heraus und muss geschaffen werden. Kunst wird nicht besser oder schlechter, wenn man sie finanziell entschädigt; Geld verbessert nur die Lebensumstände des Künstlers. Wenn er es bekommt und nicht 95% davon bei den Zwischenhändlern hängen bleibt (z.B. Bücher, wo der Autor 3-5% des Buchpreises bekommt).

    2. Von einigen, wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Künstler gar nicht scharf auf Geld (und die ganzen Probleme, die es mit sich bringt). Zudem zeigt die Praxis, dass von allen Künstlern nur eine Handvoll von ihrer Arbeit direkt leben können. Die meisten Schriftsteller haben einen Beruf und schreiben nebenbei. Nur ganz wenige werden davon reich. Daher ist die aktuelle Gesetzeslage für Künstler eher von Nachteil und eine Verschärfung bietet keine erkennbare Verbesserung der Situation.

    3. Ein restriktives Copyright führt zu weniger Büchern und zu schlechterer Bezahlung der Autoren (siehe etwa [Wem nutzt das Urheberrecht?][http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33092/1.html]). Auch die Geschichte des Copyright zeigt deutlich, dass es nie um die Rechte und den Schutz der Künstler ging (auch wenn das immer behauptet wurde). Beispiel: [History of Copyright][http://falkvinge.net/2011/02/01/history-of-copyright-part-1-black-death/] (English)

    4. Wenn man die Schutzzeiten verkürzt, dann zwingt man die Verlage und andere Symbionten/Parasiten des Systems für mehr Kunst zu sorgen. Wenn man die Zeiten verlängert, dann setzen sie sich auf die Kunst drauf, ziehen Zäune und lassen Soldaten patrouillieren, um ihr "Eigentum" zu verteidigen. Das ist für niemand ein Vorteil, auch wenn anders argumentiert wird: Die Konsumenten ärgern sich über den mühsamen Zugang, die Besitzer ärgern sich über jede vermeintliche Verletzung ihrer Rechte.

    5. Bibliotheken und die Allgemeinheit leiden unter langen Schutzzeiten (wie im Artikel oben beschrieben).

    6. Man kann niemanden zwingen Geld für Kunst auszugeben. Dennoch gewinnt man heute oft den Eindruck, die Rechteinhaber empfänden es als ihre Pflicht, die Konsumenten zum Konsum zu zwingen. Beispiele: Vor iTunes war es unmöglich einzelne Musikstücke zu kaufen. Selbst mit iTunes kann man manche Musik (z.B. "Twist in My Sobriety" von Tanita Tikaram) nur zusammen mit anderen Musikstücken als Album kaufen. Im Kino läuft heute vor jedem Film "Du bist ein Verbrecher".

    7. Längere Schutzrechte schützen nicht vor Ausbeutung. Bei einer kurzen Schutzzeit kann ein Künstler seine entführten Werke noch zu Lebzeiten anderweitig verwerten. Bei einer langen Schutzzeit kann ein Konzern mit seinen Anwälten einen Künstler am ausgestreckten Arm verhungern lassen.

    Selbst wenn es eine Zusammenarbeit gibt, dann muss ein Künstler für die Verwertung einen Konzern beauftragen, d.h. er muss einen 10-seitigen Vertrag unterschreiben. In dem er alle Rechte für jede Art von Verwertung an den Konzern abtreten muss. Dieser ist von den Anwälten des Konzern sorgfältig über Jahrzehnte entwickelt worden, während kaum ein Künstler sich die Mühe machen will, ihn Wort für Wort zu verstehen. Oder das Geld hat, einen eigenen Anwalt mit der Prüfung zu beauftragen. Was nichts nützen würde: Der Konzern stellt sich einfach auf den Standpunkt, dass alle den gleichen Vertrag bekommen. Welche Wahl hat der Künstler dann? Ein anderer Konzern? Das gleiche in Grün.

    Beispiel: Ich bin Schriftsteller. Ich persönlich möchte meine Zeit damit verbringen meine Geschichten zu schreiben und nicht elende Vertragsverhandlungen mit einem Verlag führen. Einem Verlag, dessen Sorgen sich im Moment nicht um mich drehen, sondern wie man die Leser am besten ausquetschen kann.

    Es ist ja nicht so, dass die Industrie das Internet verschlafen hätte. Man ist aber gelähmt vor Angst. Ein Bedarf ist da: Die Leute digitalisieren ihre Bücher selbst (was sehr zeitaufwendig ist und in keinem Fall wirtschaftlich). Dennoch haben die Verlage mehr Angst vor dem Verlust der Kontrolle über ihr "Eigentum" als den Chancen einen Markt auszuloten, wo es keine vergriffenen Bücher mehr geben kann.

    Das wird Positiv dargestellt. Gleichzeitig erleben wir, dass niemand in Staaten mit zu viel Kontrolle (z.B. Diktaturen) leben will.

    Zusammenfassung: Aus meiner persönlichen Sicht sind diese ganzen Gesetze und Vorschriften nur dazu da, um die bestehenden, altertümlichen Strukturen zu zementieren, die Künstler weiter ungestraft ausbeuten zu können, und der Allgemeinheit möglichst viel Geld abzupressen: Als Buch, Film, Hörbuch, dann nochmal für ein Bibliotheksexemplar und pro Seite, wenn ein Lehrer Auszüge für den Unterricht kopiert. Am besten mehrmals für das gleiche Werk. Und wenn es geht pro Wort. Wenn man könnte, würde man die Kinobesucher den Film sofort vergessen lassen, wenn der Abspann vorbei ist.

    Um die eigene Gier zu vertuschen wird dann von "Wir tun alles nur für den armen Künstler" geredet - nur könnte der Künstler jetzt schon reich sein, wenn man ihm mehr als 4% vom Kaufpreis überlassen würde. Oder wenn die GEMA keine Gebühren für die Aufführung der eigenen(!) Stücke verlangen würde, die höher als die anteilige Ausschüttung ist (Übersetzung: Je öfter man seine eigenen Werke aufführt, desto ärmer wird man).

    Leider reden wir hier von einer Industrie, die jedes Jahr Milliarden umsetzt. Da frage ich mich doch, wie es sein kann, dass da irgendeine beteiligte Person arm bleibt? Bei so viel Geld muss doch etwas hängen bleiben - aber halt nicht bei den Künstlern.

    So viel Geld übt natürlich einen starken Druck aus, nichts zu ändern oder wenigstens die Profite von einigen wenigen weiter zu steigern.

    Mein Vorschlag für eine neue Regelung:

    1. Bei allen Werken muss der/die ursprüngliche Urheber genannt werden
    2. Ein Recht auf die kommerzielle Auswertung von Kunstwerken besteht über einen Zeitraum von 20 Jahren. Danach wird jedes Kunstwerk Allgemeingut und kann von jedermann frei verwendet werden.
    3. Bei Tod fallen die Rechte an die Allgemeinheit.

    20 Jahre (= 1 Generation) sind viel Zeit, um noch mehr Kunstwerke zu erschaffen, von denen man dann leben kann - weil die Verwerter sich um jeden Künstler reissen werden.

    Warum sollten Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel wirtschaftlich an einem Werk beteiligt werden? Was haben diese geleistet, ausser geboren zu werden? Wäre das nicht wie eine Erbmonarchie? Und sie erben ja das Geld, was der Künstler verdient hat. Wenn er also zu Lebzeiten ordentlich verdienen könnte, dann ist die Regelung unnötig.

    Das Gegenargument "Wir können nicht, weil die anderen es nicht tun" kann ich nicht gelten lassen. Wie man in der Vergangenheit gesehen hat, profitieren alle von einem liberaleren Copyright (= einige wenige nicht mehr so stark wie jetzt). Daher wäre es wirtschaftlich möglich und sinnvoll, dieses System erst einmal nur in Deutschland anzuführen. Wenn es wirklich so viel besser ist, wird es sich durchsetzen. Kein Gesetz der Welt kann die Evolution (lange) aufhalten.

    Jetzt gibt es noch das Problem mit dem EU Recht. Aber auch EU Recht ist nicht gottgegeben. Daher wäre mein Wunsch an die Bundesregierung diese Regelung EU-weit durchzusetzen.